Sieben Grundsätze einer effektiven digitalen Transformationsstrategie
Verfasst von: Nancy White
1/6/2020 Lesezeit : 9 Min.

Wahrscheinlich sind Sie aus einem von drei Gründen bei diesem Blog-Beitrag gelandet:

1. Sie und Ihr Unternehmen möchten sich auf eine digitale Transformation Journey begeben.
2. Ihre Organisation hat bereits versucht, digitale Transformationsinitiativen zu implementieren, konnte aber keinen Nutzen damit erzielen.
3. Ihre Bemühungen für eine digitale Transformation sind gescheitert und Sie möchten noch einmal neu beginnen.

Aus welchem Grund Sie auch hier sind – und in welcher Phase der digitalen Transformation (DX) sich Ihr Unternehmen auch gerade befindet: Die Definition einer digitalen Transformationsstrategie ist ein unverzichtbarer Schritt in diesem Prozess.

Unternehmen jeder Größe erzielen beneidenswerte Geschäftsergebnisse durch digitale Transformationsbemühungen wie verbesserte und innovative Produkte und Dienstleistungen, betriebliche Effizienz und erhöhte Agilität in der gesamten Wertschöpfungskette.

Doch der Weg zur Wertschöpfung beginnt mit der Definition einer Strategie, die auf Ihre spezifischen geschäftlichen Anforderungen und die gewünschten Ergebnisse ausgerichtet ist. Beginnen wir mit einer Definition:

Was ist eine digitale Transformationsstrategie?

Eine digitale Transformationsstrategie ist ein detaillierter Plan, in dem dargelegt ist, wie Ihr Unternehmen bedeutende Herausforderungen angeht, die durch die Verschmelzung der physischen, digitalen und menschlichen Welt entstehen. Die digitale Transformation ist für sich genommen eine breit angelegte Geschäftsstrategie. Die Entwicklung einer Roadmap für die kurz- und langfristige digitale Transformation, gelenkt von geschäftlichen Ergebnissen, nicht Technologie, ist die wichtigste Grundlage.

Laut einer Umfrage von Wipro Digital nennen mehr als ein Drittel der Führungskräfte das Fehlen einer klaren Transformationsstrategie als wichtigstes Hindernis, um das volle Digitalisierungspotenzial ihres Unternehmens zu erreichen.

Vor diesem Hintergrund werden in diesem Artikel die wichtigsten Schritte und Best Practices für die Entwicklung einer erfolgreichen DX-Strategie dargelegt. Er unterstützt Sie als wertvoller Anhaltspunkt von Grund auf bei der Entwicklung Ihrer Strategie.

Sieben wichtige Schritte für die Entwicklung einer erfolgreichen digitalen Transformationsstrategie

digital-transformation-strategy

1. Auf Gründe für digitale Transformation einigen

Ein Teil des Problems mit dem Begriff „digitale Transformation“ ist, dass sich darunter jeder etwas anderes vorstellt. Führungskräfte glauben häufig, dass die digitale Transformation mit der Technologie beginnt und die Gründe erst hinterher besprochen werden. Bei dieser Vorgehensweise wird das Pferd von hinten aufgezäumt – und das geht häufig schief. Damit die digitale Transformation erfolgreich wird, ist es unverzichtbar, zunächst die geschäftlichen Bedürfnisse und Ziele zu identifizieren und auf dieser Grundlage eine Strategie auszuarbeiten. 

Ein hervorragender Ausgangspunkt sind die strategischen Ziele Ihrer Organisation – Ihre Planung für die nächsten fünf bis zehn Jahre. Damit beginnen Sie die Diskussion über die digitale Transformation aus einer ganz anderen und viel effektiveren Position, als wenn Sie vom technologischen Standpunkt ausgehen. Damit die digitale Transformation auch realisiert wird, muss ein überzeugender Business Case vorhanden und ein klarer betrieblicher Nutzen definiert sein.

Damit beginnen auch die Gespräche auf C-Suite-Level, ein wichtiger Schritt hin zu dem kulturellen Wandel, der mit einer erfolgreichen digitalen Transformation einhergeht. (Mehr dazu später.)

Ein Beispiel: Die Volvo Group setzt auf Qualitätsprodukte und hervorragende Technik. Bei diesem hohen Anspruch stellt sich die Frage, wie dies kurz- und langfristig realisierbar ist. Welche Anwendungen werden den Ausschlag geben?

Kurzfristig ermittelte Volvo den Qualitätssicherungsprozess als primäres Ziel. Das manuelle und komplexe Verfahren erforderte hoch qualifizierte Experten und wurde durch den hohen administrativen Aufwand ausgebremst. Durch die Einbindung geeigneter Technologien konnte der Prozess transformiert werden, sodass er messbare Ergebnisse lieferte und als Vorbild für andere Werke und Einsatzbereiche dienen konnte.

Fazit:Die digitale Transformation ist kein einmaliges Projekt bzw. keine einmalige Initiative, sondern sie positioniert Ihr Unternehmen strategisch für die Zukunft. Schaffen Sie die Grundlagen für die digitale Transformation gemäß Ihren geschäftlichen Prioritäten und dem definierten geschäftlichen Nutzen.

2. Auf den kulturellen Wandel vorbereiten

Wie bereits erwähnt sind Unterstützung durch das C-Level-Management und Begeisterung für die digitale Transformation von zentraler Bedeutung für die kulturelle Veränderung, die im Lauf der Zeit in der Organisation stattfinden muss. Bei einer aktuellen Umfrage unter IT-Entscheidern stellte sich heraus, dass bei lediglich 36 Prozent die digitale Transformationsstrategie von C-Level-Führungskräften definiert wird.

„Das Herzstück der digitalen Transformation ist nicht die Technik, sondern der Mensch“, erklärt Nicholas Leeder, Vice President für Digital Transformation Solutions bei PTC.

Es ist ganz natürlich, dass es Widerstand gegen Veränderungen und Skepsis gegenüber dem „Neuen“ gibt. Stellen Sie sich darauf ein, diese zu entkräften. Jenseits des C-Suite-Levels dient die Entwicklung von Team-Denken unter Mitgliedern der gesamten Wertschöpfungskette – von IT über OT, Vertrieb und Marketing bis hin zum Design usw. – als Beginn einer starken Steuerung bei der Umsetzung der digitalen Transformationsstrategie. Ein zentrales Team von „Cheerleadern“, die die Vision hinter einer digitalen Transformation verstehen, macht sich langfristig bezahlt.

Bedenken Sie, dass jede Transformation mit Schwierigkeiten verbunden ist. Führungskräfte müssen eine Unternehmenskultur schaffen, in der jeder aus Fehlern lernt und an Erfolgen wächst.

Fazit:Initiativen zur digitalen Transformation wirken sich auf den Arbeitsalltag der Mitarbeiter aus. Ein wesentlicher Bestandteil der digitalen Transformation ist die Identifizierung von Projekten, die die Effizienz, Effektivität oder Produktivität der Mitarbeiter (auf jeder Ebene) wirklich steigern.

3. Klein anfangen, aber die Strategie im Auge behalten

Die digitale Transformation ist eine Reise, kein Ereignis, und die Auswahl des ersten Projekts zum Nachweis der Machbarkeit ist entscheidend. Es bereitet die Bühne für zukünftige Initiativen vor und trägt dazu bei, die Unterstützung von Führungskräften und Teams zu gewinnen.

„Es heißt aus gutem Grund Transformation. Sie nimmt Zeit in Anspruch, man kann nicht alles von einem Tag auf den anderen verändern“, erklärt Barry Lynch, Senior Vice President Field Services bei PTC.

Lynch hat unzählige Unternehmen und Produktionsstätten bei der digitalen Transformation unterstützt, vor allem im Bereich einer Strategie für das Industrial IoT. Er hat genügend Fehlentscheidungen und Misserfolge gesehen. Seiner Meinung nach zeichnet sich das richtige Projekt durch zwei Merkmale aus: quantifizierbare und schnelle Wertschöpfung.

Warum? Ein schneller ROI-Nachweis gibt der digitalen Transformation neuen Schwung. Manche Projekte versprechen zwar einen beachtlichen ROI, ihre Implementierung dauert jedoch ein Jahr oder länger. Die besten Initiativen für den Start sind „schnelle Erfolge“, die in höchstens sechs Monaten einsatzbereit sind und messbare Ergebnisse liefern.

Laut Lynch hat es sich gerade bei Herstellern bewährt, digitale Transformationsprojekte „modular“ anzugehen. Beispielsweise kann ein Pilotprojekt in einem einzelnen Werk nach dem ersten Nachweis des Nutzens rasch auf weitere Werke und Betriebe ausgedehnt werden. Diese Vorgehensweise ermöglicht eine schnelle Vervielfachung der Wertschaffung.

Fazit:Die erste Initiative zur digitalen Transformation ist wichtig, um den Nutzen zu beweisen und den langfristigen Erfolg Ihrer Strategie sicherzustellen. Nehmen Sie sich die Zeit und gehen Sie sorgfältig vor, um Ihre DX-Bemühungen von Anfang auf die Erfolgsspur zu bringen.

4. Technologie-Implementierung planen

Leeder hat eine Formel für erfolgreiche technologiegetriebene digitale Transformationen:

Neue Technologie + Alte Abläufe = Teure alte Abläufe

„Wenn Sie die Prozesse und die Kultur Ihres Unternehmens nicht ändern, stellen Sie Ihren Mitarbeitern lediglich teure neue Technologien zur Verfügung“, erklärt Leeder.

Darum sind wir bereits beim vierten Grundsatz und tauchen nun ein in die technische Seite der digitalen Transformation. Um dies noch einmal klar zu machen: Eine erfolgreiche digitale Transformation setzt nicht an der Technologie an, sondern an der Geschäftsstrategie.

Nachdem in den drei ersten Schritten die Grundsteine gelegt wurden, dient Technologie als notwendiges Werkzeug bzw. als Hebel, um die gewünschten und definierten Geschäftsergebnisse zu erreichen.

„Sie brauchen eine Vision – eine große, fantastische Vision –, um einen Business Case für die digitale Transformation zu entwickeln“, so Leeder. „Die ersten Schritte jedoch müssen ganz einfach sein – einfache Anwendungen mit messbaren Ergebnissen.“

In unserem Bericht Status der digitalen Transformation in der Industrie haben wir eine Reihe von Technologien aufgeführt, die für die digitale Transformation unverzichtbar sind.

Hierzu gehören:
• Mobile
• IoT
• Digital Twin
• Robotik
• Cloud
• Künstliche Intelligenz und Machine Learning
• Augmented Reality
• Additive Fertigung

Für Ihre anfänglichen DX-Anwendungen ist ggf. mindestens eine dieser Technologien erforderlich. Möglicherweise sind bereits einige davon bei Ihnen im Einsatz, doch es fehlen noch wichtige Puzzle-Teile, bevor Sie damit echten betrieblichen Nutzen realisieren.

Bei den meisten Technologieprojekten müssen externe Anbieter hinzugezogen werden. Bei deren Auswahl sollte die langfristige Strategie berücksichtigt werden. Die Suche nach Partnern mit der richtigen Kombination aus Produkt und Know-how sorgt häufig für eine schnellere Wertschöpfung.

Fazit:Die Entwicklung einer klaren Roadmap mit Technologien für anfängliche und zukünftige Initiativen ist ein wichtiger Baustein einer erfolgreichen digitalen Transformation.

digital-transformation-partnerships

5. Partner und Expertise finden

Beachten Sie bei der Evaluierung möglicher Technologien und Technologiepartner die Vision für die Zukunft. Wichtige Fragen, die Sie stellen sollten:

• Unterstützen die Technologie und der Anbieter eine Skalierung?
• Verfolgen der Anbieter und das Team eine ähnliche Vision für die digitale Transformation?
• Können sie Sie bei Ihrer langfristigen Strategie unterstützen?
• Ist eine Integration in Ihre vorhandene Technologie möglich?
• Verfügen sie über die richtige Technologie und Erfahrung für Ihre spezifischen Anwendungen und Ihre Branche?
• Welche Ergebnisse haben sie bei ähnlichen Anwendungen und Unternehmen erzielt?

„Sie können die perfekte Technologie haben, aber der richtige Partner für die Implementierung fehlt“, so Lynch. „Wenn die Leute, die Sie unterstützen, nicht über die nötige Erfahrung, das Wissen und den Hintergrund in Ihrem Anwendungsbereich verfügen, wird es Probleme geben. Erfahrene Experten haben bei früheren Kunden gelernt, was es zu vermeiden gilt – und dieses Wissen kommt Ihnen bei der Ausführung Ihrer digitalen Transformationsstrategie zu Gute.“

Ein weiterer Aspekt bei diesem Schritt ist das Vermeiden von „Punktlösungen“, also von Technologien, die zwar ein Problem einer Abteilung beseitigen, aber nicht geeignet sind, um für das gesamte Unternehmen skaliert zu werden. Durch die Einbeziehung von CxOs in die Auswahl der DX-Technologie wird sichergestellt, dass der Blick auf die unternehmensweite Strategie erhalten bleibt.

Fazit: Versuchen Sie, Ihre Kernkompetenzen zu stärken, indem Sie Partner suchen, die Ihre Stärken ergänzen und Ihr Geschäft verstehen. Die Suche nach Partnern, mit denen Sie schneller Ergebnisse erzielen und Ihre Initiativen vorantreiben können, ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche digitale Transformation.

6. Feedback sammeln und bei Bedarf anpassen

Wir haben nun eine Vision und eine solide Koalition, die dahinter steht, eine strategische Anwendung, eine Technologie-Roadmap und Partner für eine erfolgreiche digitale Transformation. Bevor es mit Vollgas weitergeht, müssen eindeutige Key Performance Indicators (KPIs) für jedes Projekt definiert werden. Sorgen Sie dafür, dass alle Beteiligten wissen, welche Faktoren erfüllt sein müssen, damit das Projekt ein Erfolg ist.

Zur gleichen Zeit schaffen Sie eine Feedback-Schleife mit allen Stakeholdern, damit jeder von den bei der Entstehung der digitalen Transformationsstrategie gewonnenen Erfahrungen lernen kann.

Wenn man die digitale Transformation als Reise begreift, ist das Festlegen von „Zwischenstationen“, wie Lynch sie nennt, ein probates Mittel, um den Fortschritt zu überprüfen, Anpassungen vorzunehmen und an Stellschrauben zu drehen.

„Auf dem Weg können sich neue Ziele herauskristallisieren. Und das ist okay. Die Technologien sollten flexibel und agil genug sein, um reagieren zu können“, erklärt Lynch. „Bei der digitalen Transformation sind Sie nie auf eine physische Auslegung festgelegt.“

Fazit: Eines der wesentlichen Merkmale von Organisationen, die eine digitale Transformation durchlaufen, ist Agilität. Eine strategische Roadmap ist unverzichtbar, doch letztendlich sind der Wille und die Fähigkeit, sich den Ergebnissen entsprechend anzupassen, entscheidend für den Erfolg.

7. Skalieren und transformieren

Mittlerweile verzeichnet Ihr Unternehmen erste Ergebnisse der ersten Anwendungen in der digitalen Transformationsstrategie. Nutzen Sie diese Erfolge, um Schwung aufzunehmen und die Zusammenarbeit für die nächsten Schritte sowie eine langfristige Strategie zu stärken.

Im Verlauf der digitalen Transformation ergeben sich neue Möglichkeiten, Verbindungen zwischen Produkten, Prozessen und Menschen zu verbessern. Beispielsweise Möglichkeiten zur Skalierung – horizontal durch Anwendung ähnlicher Strategien für mehrere Standorte, und vertikal durch Anbindung zusätzlicher Technologien.

Fazit: Die Transformation sieht in jeder Organisation anders aus. Darum ist die digitale Transformationsstrategie so wichtig. Sie ist eine personalisierte Roadmap der Bereiche, in denen Veränderungen für Ihre Organisation am effektivsten sind.

Abschließende Bemerkungen

Ein Irrtum bezüglich der digitalen Transformation ist, sie als Ziel zu betrachten – wenn wir „x“ machen oder „y“ erreichen, sind wir fertig und können mit etwas anderem weitermachen. Wenn sich die Branche oder das Unternehmen weiterentwickelt, bleibt die digitale Transformation – das Verschmelzen von physischer und digitaler Welt – ein wesentlicher Teil der Geschäftsstrategie, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, Produkte und Dienstleistungen zu differenzieren und die Effizienz zu steigern.

state-of-industrial-digital-transformation

Tags: CAD Industrielle Konnektivität Industrial Internet of Things Maschinen- und Anlagenbau Vernetzte Geräte Digitale Transformation
Der Autor Nancy White Nancy White ist eine Content-Marketing-Strategin für das Corporate Brand Team bei PTC. Als Journalistin, die zur Content Marketerin wurde, hat sie einen vielfältigen schriftstellerischen Hintergrund - von Fortune-500-Unternehmen bis hin zu Gemeindezeitungen -, der sich über mehr als ein Jahrzehnt erstreckt.