Dr. Tobias Fürtjes verantwortet bei PTC seit April 2022 das Business Development Management für den Elektronik und High-Tech Markt in Europa (EMEAI). Entlang der Wertschöpfungskette dieser Branche – Halbleiter / elektronische Bauteile / Steuerung- und Automatisierungssysteme / komplexe elektronische Systeme und elektrische Konsumgüter – entwickelt er dabei Lösungskonzepte auf Basis der Digitalen Transformation die kundenspezifische Herausforderungen, wie zum Beispiel Entwicklungs- und Produktionseffizienz, Nachhaltigkeit, Lieferkettenengpässe oder auch Businessmodellen im Metaverse, adressieren.
Dr. Tobias Fürtjes studierte Elektrotechnik und Wirtschaftswissenschaften an der RWTH Aachen und promovierte am Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen zum Themengebiet Industrie 4.0. Im Anschluss an seine Promotion leitet er 3 Jahre die Forschungsabteilung eines Weltmarktführers im Bereich industrieller Sensorik, bevor er im Jahr 2019 seine erste Stelle im Solutions Consulting Team bei PTC antrat.
Weniger Energie und Ressourcen zu verbrauchen ist das Gebot der Stunde: Das nutzt Unternehmen und Umwelt gleichermaßen. Nachhaltigkeitsinitiativen müssen demnach in beiderseitigem Interesse nachvollziehbar und messbar sein. Dafür sorgen regulatorische Anforderungen, wie die jüngst von der EU beschlossene Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), durch die die Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen ab 2024 sehr viel strenger wird.
Zum Reporting nicht finanzieller Kennzahlen gehören künftig auch die CO₂-Unternehmensemissionen, die nach klar definierten EU-Standards dargelegt werden müssen. Bisher war es Unternehmen freigestellt, wie sie diese Informationen erheben und bekannt geben. Mit der CSRD werden große Firmen verpflichtet, auch ökologische Kennzahlen zu veröffentlichen, die durch einen Corporate Carbon Footprint (CCF) ermittelt werden. Der CCF gibt Auskunft über die Treibhausgasemissionen, die ein Unternehmen jährlich verantwortet und identifiziert Emissionshotspots. Zudem greifen nun verbindliche europäische Berichtsstandards (ESRS), durch die CO2-Kennzahlen nach definierten Vorgaben des Standards ESRS E1 Climate Change erhoben und aufbereitet werden müssen. Vorbei die Zeiten, eher grober Beschreibung unternehmenseigener Emissionen.
Von der Neuregelung betroffen sind Unternehmen, die mindestens zwei dieser Kriterien erfüllen: Sie haben mehr als 250 Mitarbeiter im Jahresdurchschnitt, 20 Millionen Euro Bilanzsumme oder 40 Millionen Euro Umsatzerlöse. Europaweit sind damit mehr als 50.000 Unternehmen von den neuen Reporting-Regeln betroffen. Doch viele haben das Thema CO2-Kennzahlen noch nicht hinreichend auf dem Schirm. Etwa, wenn es darum geht, valide entlang der gesamten Wertschöpfungskette Treibhausgasemissionen nachzuweisen, inklusive vor- und nachgelagerter Emissionsquellen. Ein komplexes Unterfangen. Immerhin: Etliche der dafür notwendigen Daten liegen meist vor. Sie müssen nur sichtbar gemacht und zusammengeführt werden.
Ohne Datenanalyse keine Transparenz
Es gilt, Transparenz herzustellen. Hierbei hilft Digital Performance Management (DPM). So ermöglicht die auf der IIoT-Plattform ThingWorx basierende DPM-Lösung unter anderem Verlustzeiten in der (manuellen) Produktion zu identifizieren und zu minimieren. Hierdurch wird die Effizienz gesteigert, wodurch ein signifikanter Beitrag zum Ressourcenverbrauch geschaffen wird. Gleichzeitig sorgt der Einsatz der von ThingWorx für mehr Transparenz und Messbarkeit entscheidender Parameter des Produktionsprozesses und somit für nachhaltiges Wirtschaften. Die Echtzeit-IIoT-Lösung bietet Herstellern zudem tiefe Einblicke in Lieferketten, Prozesse und Produktion, womit auch Engpässe und Ineffizienzen aufgedeckt werden.
Zusätzlich kann ThingWorx auch eingesetzt werden, um Energie-Monitoring zu betreiben. Indem beispielsweise Maschinen einer Fabrik mit intelligenten Sensoren ausgestattet werden, die wiederum mit der IIoT-Plattform kommunizieren, lassen sich auf Geräteebene bestimmte Muster beim Energieverbrauch identifizieren und für spätere Berichte quantifizieren. Außerdem sind exakte Einblicke in den Gesamtenergieverbrauch möglich. So lassen sich wichtige Erkenntnisse zu übermäßigem Energieverbrauch gewinnen, so dass gezielt gegengesteuert werden kann. Denn solche Analysen lassen sich auch nutzen, um fortschrittlichere autonome Betriebsprofile zu entwickeln. So können etwa mit Sensoren ausgestattete Maschinen erkennen, wann sie eingeschaltet werden und in Betrieb bleiben müssen und wann sie durch Abschaltung Energie sparen können.
Warum IIoT und PLM für Nachhaltigkeit sorgen
Auch abseits neuer strenger regulatorischer Anforderungen ist die lückenlose Verwaltung aller mit einem grünen Lebenszyklus verbundenen Informationen elementar. Lösungen für das Product Lifecycle Management (PLM) wie Windchill von PTC sind daher das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, komplexe Daten zu organisieren, zu analysieren und sinnvolle Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.
Dabei werden die Weichen für ein nachhaltiges Produkt sehr früh gestellt: bereits bei dessen Design. Das Windchill PLM System unterstützt in erster Linie den Entwicklungsprozess, in dem schon 80 Prozent des späteren CO2 Footprints festgelegt werden. Etwa durch die Materialauswahl, Leichtbau oder energiesparende technische Innovationen. Mit Windchill analysieren Ingenieure und Entwickler in einem frühen Stadium, welches für die Konstruktionsaufgabe nachhaltigste Lösung ist. Allein schon anhand der durchschnittlichen Lebensdauer eines Produktes und Daten zu der Nachhaltigkeit verwendeter Materialien lassen sich präzise Aussagen treffen.
PLM sorgt gemeinsam mit IIoT-Lösungen wie ThingWorx für die Verwaltung aller produktbezogenen Daten in einem gemeinsamen Datenmodell. Die Hersteller erhalten so unter anderem valide Daten über den CO2-Fußabdruck eines Produkts während seines gesamten Lebenszyklus‘, können ihn zurückverfolgen und rechtskonform belegen.
Die Daten werden durch die Tools von PTC verständlich aufbereitet, so dass sie neben dem Reporting auch eine fundierte Grundlage bilden, um künftig noch nachhaltigere Prozesse aufsetzen zu können.
Fazit
Dank der Kombination und Analyse von Energieverbrauchsdaten durch eine IIoT-Plattform mit Informationen aus dem PLM-System kann der CO2-Fußabdruck entlang der gesamten Wertschöpfungskette valide dokumentiert werden, was allein schon nach neuem EU-Recht erforderlich ist. Mehr noch: Diese Datenbasis bildet die Grundlage, um beispielsweise Maschinen und Produktionspläne zu optimieren, damit diese in ihrem gesamten Lebenszyklus weniger Ressourcen verbrauchen. Letztlich bildet das die Grundlage für noch nachhaltigere Prozesse und Produkte in Zukunft.
Digitalisierung als Motor für Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit in der Industrie ist längst kein Buzzword mehr, sondern eine strategische Notwendigkeit, um auf dem Markt der Zukunft zu bestehen.
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