Christine Schulze ist eine erfahrene PR-Expertin und Autorin. Sie unterstützt seit Jahrzehnten Technologieunternehmen aus den Branchen IT/Software, Elektronik und Energie. Nach ihrem Studium der Linguistik und Literaturwissenschaft war sie in verschiedenen Agenturen tätig bevor sie 2020 ihre eigene Kommunikationsagentur gegründet hat.
Innovationsdruck, technologischer Wandel und wachsende Komplexität – in diesem Spannungsfeld befindet sich die Elektronik- und Hightech-Branche. Auf dem PTC Exchange am Infineon Campeon bei München trafen sich führende Vertreter etablierter Unternehmen und innovativer Start-ups, um sich dazu auszutauschen – und zu zeigen, wie sie diesen Herausforderungen strategisch und technologisch begegnen.
Software-definierte Produkte
Einen zentralen Aspekt skizzierte Christoph Bräuchle, SVP ALM bei PTC, in seiner Keynote: Produkte sind zunehmend Software-definiert, elektrifiziert, intelligent und vernetzt – und damit immer komplexer. Gleichzeitig werden die Zeitfenster, in denen Innovationen noch relevant sind, immer kleiner.
In dieser Situation können Unternehmen nur erfolgreich bleiben, wenn sie stärker auf Zusammenarbeit und Automatisierung setzen, und zwar durchgängig über verschiedene Prozesse, Abteilungen und Partner hinweg entlang des gesamten Produktlebenszyklus. Den Schlüssel hierfür sieht Bräuchle in einem weiterentwickelten Digital Thread, ergänzt um Product Line Engineering (PLE) und verlässliche KI.
Komplexität meistern
Doch nicht nur Produkte selbst werden komplexer: Zur wachsenden Produktvarianz, oft bis zur Losgröße 1, und dem Einsatz vieler unterschiedlicher Systeme, meist in Silostrukturen, kommen weltweit zunehmende Regularien und Standards und volatile Lieferketten. „Die Komplexität wird bleiben“, so Markus Rodermann von ABB Large Motors and Generator. „Das Ziel besteht darin, Komplexität besser zu managen und mehr Flexibilität zu gewinnen.“
Deshalb setzt ABB Large Motors and Generators nicht auf ein umfangreiches, starres System, sondern auf eine individuell angepasste, modulare IoT-Plattform mit ThingWorx und Kepware als Connectivity Layer zwischen dem Shopfloor bzw. der OT (Operational Technology) und der IT. Darauf können Use Cases, auch KI-gestützt, nach Bedarf gezielt aufsetzen.
Einen ähnlichen Ansatz beschrieb Dr. Birgit Boss von Bosch Connected Industry: Daten werden einmalig standardisiert und stehen dann über den Bosch Semantic Stack für verschiedene Use Cases und die Erstellung von digitalen Zwillingen zur Verfügung. Rund 400 Millionen gibt es bei Bosch Connected Industry bereits, das Ziel ist zu jedem Produkt auch einen digitalen Zwilling zu haben. Hierfür bietet die beschriebene Architektur eine kosteneffiziente, skalierbare Lösung. Außerdem ermöglicht sie ein hohes Maß an Interoperabilität durch die Datennutzung innerhalb und außerhalb der Unternehmensgrenzen, wie sie z. B. durch den Battery Passport gefordert ist.
Künstliche Intelligenz auf vielen Ebenen
Künstliche Intelligenz fehlte in keinem Vortrag des Electronics & Hightech Exchange. Gastgeber Infineon beschäftigt sich als weltweit führender Anbieter von Halbleiterlösungen für Power-Systems und IoT auf drei Ebenen mit KI: Das Unternehmen entwickelt Lösungen für einen effizienteren Betrieb von KI-Rechenzentren. Es nutzt KI, um seine Produkte schneller und besser zu entwickeln und zu fertigen. Und es bringt KI in zahlreiche Applikationen, etwa im Auto oder in der Industrie, in der Medizin, dem Energiebereich oder im Smart Home. Das konnten die Teilnehmer im Infineon Campeon anhand realer, eindrucksvoller Beispiele bestaunen.
Christoph Bräuchle von PTC und Dubravko Bundalo von Microsoft unterstrichen den Stellenwert eines verantwortungsvoll integrierten KI-Ansatzes entlang des gesamten Produktlebenszyklus, vom Anforderungsmanagement über die Entwicklung und Produktion bis zum Betrieb der Produkte. Diese durchgängige KI-getriebene Unterstützung muss nicht nur verlässliche Daten und Erkenntnisse liefern, vielmehr müssen sich diese auch in Aktionen mit Mehrwert umsetzen lassen.
In PLM-Plattformen sieht Bundalo ein enormes Potenzial für Generativen KI. Vor allem beim Change Management und Workflow, dem Dokumenten- und Anforderungsmanagement sowie bei Reporting und Analysen sind Effizienzsteigerung von 50 Prozent möglich. Microsoft und PTC entwickeln gemeinsam bereits Lösungen wie den Codebeamer Copilot oder eine KI-gestützte Teileklassifikation in Windchill .
Murrelektronik setzt auf eine effiziente Produktdatenverwaltung mit KI. Dahinter steht die Vision einer durchgängigen Automatisierung und Interaktion mit dem Kunden. Mittels KI hat Murrelektronik die Daten von rund 90.000 Produkten extrahiert und bereinigt, die zuvor verstreut in zahlreichen Systemen lagen. Ziel des Datenflusses ist eine skalierbare, serviceorientierte Kundenplattform mit einem Agenten-basierten KI-Chatbot, der Nutzern gezielt Informationen, Produktdaten und Dokumentationen inklusive der entsprechenden Quellen liefert – auch intern ein viel genutztes Tool.
Deloitte zeigte auf, wie sich mithilfe einer KI-gestützten Toolchain der gesamte Softwareentwicklungsprozess beschleunigen und verbessern lässt, von der Anforderungsdefinition bis zur Testautomatisierung. Dabei ist es entscheidend, KI – sei es Generative oder Agenten-basierte KI – integriert in bestehende Systeme und Wissensdatenbanken zu nutzen und sie genau dort einzusetzen, wo sie Teams sinnvoll unterstützen kann. Die Vision: eine automatisiert unterstützte, kontinuierlich lernende Entwicklungsumgebung, die Komplexität beherrschbar macht und gleichzeitig Innovationskraft freisetzt.
Fazit
Der Electronics & Hightech Exchange hat eindrucksvoll gezeigt, dass die Herausforderungen der Branche nicht nur technischer Natur sind. Es geht auch um neue Formen der Zusammenarbeit, um kulturellen Wandel und um Technologien, die Daten zugänglich und nutzbar machen, effiziente und durchgängige Prozesse ermöglichen und so die Basis legen für innovative Lösungen.
Der Wandel ist nicht optional – aber gestaltbar. Dafür hat der Exchange zahlreiche Möglichkeiten aufgezeigt und Impulse geliefert.
Digitalisierung der Hightech- & Elektronik-Industrie
Mit den Lösungen von PTC sind führende Elektronik- und Hightech-Unternehmen ihren Wettbewerbern einen Schritt voraus
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