Colin McMahon ist ein leitender Marktforschungsanalyst, der im Corporate Marketing-Team von PTC arbeitet und dabei hilft, umsetzbare Erkenntnisse, herausfordernde Perspektiven und Vordenkerrolle bei Trends, Technologien und Märkten zu liefern. Colin McMahon ist seit vielen Jahren als Marktforschungsanalyst tätig und hat Spaß daran, zu untersuchen und zu bewerten, wie groß die Auswirkungen der Technologien für die digitale Transformation insgesamt sein werden. Er hat eine Leidenschaft für Augmented-Reality- und Virtual-Reality-Initiativen und ist davon überzeugt, dass das Verständnis des vernetzten Ökosystems von Menschen und Technologie der Schlüssel dazu ist, wie ein Unternehmen sein Potenzial im 21. Jahrhundert voll entfalten kann.
Die LiveWorx 2023 war voll von wertvollen Informationen und Erkenntnissen, die sich an Hersteller richteten, die im industriellen Bereich führend sein wollen. Während PTC viele nützliche Lektionen zu grundlegenden Konzepten wie Digital Thread, Nachhaltigkeit und SaaS vermittelte, kam eine der wohl wichtigsten Erkenntnisse der Veranstaltung von MIT-Professor für Management Science und Innovation Steven Eppinger, der einen wichtigen Vortrag über agile Produktentwicklung hielt. Seine Botschaft war einfach: Es ist an der Zeit, die Grundsätze und Strategien der agilen Produktentwicklung aus dem Softwarebereich auf die physische Produktentwicklung zu übertragen.
Sehen Sie sich hier die vollständige LiveWorx 2023-Präsentation von Professor Eppinger an: Umfassende agile Produktentwicklung.
Warum jetzt Agile?
Agile Produktentwicklungsmethoden sind nichts Neues. Das Konzept existiert seit Jahrzehnten in der Softwarebranche und wurde erstmals im Jahr 2001 im Agilen Manifest beschrieben. Seitdem haben sich agile Methoden und Praktiken im Softwarebereich durchgesetzt und sind zur vorherrschenden Strategie bei der Entwicklung neuer Produkte geworden. Aber das ist immer noch nur Software... was hat sich also geändert?
Laut Professor Eppinger gibt es vier entscheidende Faktoren, die den aktuellen Wandel hin zur agilen Produktentwicklung im Hardwarebereich vorantreiben. Dazu gehören:
- Die meisten Fertigungsunternehmen verfügen inzwischen intern über Software-Teams mit Agile-Erfahrung
- Eine zunehmend digital ausgerichtete Belegschaft
- Die Notwendigkeit, schnell auf Veränderungen und Herausforderungen zu reagieren
- Das Aufkommen und die allgemeine Akzeptanz der für digitale Arbeitsabläufe erforderlichen Tools
Eppinger ist der Ansicht, dass jede dieser Bedingungen das richtige Umfeld für die Einführung von Agile schafft. Viele Hersteller entwickeln heute zumindest einen Teil der Software in Verbindung mit ihrer Hardware, was bedeutet, dass ihre internen Teams (zumindest auf der Softwareseite) wahrscheinlich Erfahrung mit Agile haben. Darüber hinaus ist die Fertigungsbranche mit zunehmenden Veränderungen und Herausforderungen konfrontiert, von der Lieferkette über Nachhaltigkeit und geopolitische Konflikte bis hin zu Pandemien. Diese sich gegenseitig verstärkenden Faktoren machen es erforderlich, mit einem System zu arbeiten, das so konzipiert ist, dass es schnell und umfassend auf neue Umstände reagieren kann. Eine der wichtigsten Veränderungen ist die digitale Arbeitswelt. Mitarbeiter, die jetzt in Ihr Unternehmen kommen, bevorzugen wahrscheinlich digitale Arbeitsabläufe. Sie sind daran gewöhnt, online zu sein und sofort miteinander zusammenzuarbeiten, unabhängig vom physischen Standort. Und schließlich nutzen diese Mitarbeiter eine Fülle von Cloud-nativen und SaaS-Tools, die es vor zehn Jahren noch nicht gab, die aber alle zusammen robuste digitale Workflows ermöglichen.
Diese Faktoren, so Eppinger, schaffen ein empfängliches Ökosystem für die agile Produktentwicklung im Hardwarebereich. Er wies aber auch darauf hin, dass Agile nicht einfach und universell von einem Entwicklungsspektrum auf das andere übertragen werden sollte.
Anpassung ist der Schlüssel zu Agile in Hardware
Eppinger ist der Ansicht, dass es bestimmte agile Praktiken gibt, die beim Wechsel von der Software- zur Hardware-Implementierung keine großen Anpassungen erfordern. Agile Kernphilosophien wie das tägliche Meeting beispielsweise sind in beiden Umgebungen gleichermaßen anwendbar und leicht zu bewerkstelligen. Auch die Idee, nach der Produkteinführung eine Phase der Reflexion einzulegen, würde keine großen Herausforderungen mit sich bringen.
Viele Menschen denken bei Agile an die schnelle Sprint-Kadenz, bei der Software-Teams in 1-4-wöchigen Sprints arbeiten, um schnell ein brauchbares Produkt zu entwickeln. Eppinger räumte ein, dass dies für die meisten Hardware-Entwicklungsteams unwahrscheinlich sei und dass auch andere Anpassungen erforderlich sein könnten. Aus seiner Erfahrung in der Beratung vieler Fertigungsunternehmen hat Eppinger drei Bereiche identifiziert, in denen Agile typischerweise angepasst werden muss, darunter:
- Ziel-Zerlegung
- Sprint-Rhythmus
- Überprüfbare Inkremente
Alles beginnt in der Planungsphase. Die Hersteller sollten langfristige strategische Ziele festlegen, die so einfach sein können wie "Einführung eines neuen Produkts". Mit diesem Überblick im Hinterkopf lassen sich die wichtigsten Meilensteine des Projekts abbilden und in kleinere Komponenten unterteilen. Auf diese Weise kann sich ein Hardwarehersteller ein Bild davon machen, wie genau ein Sprint aussehen könnte, aber das ist nur mit einer umfassenden Vision möglich.
Von dort aus können die beiden anderen Anpassungen vorgenommen werden. Es ist durchaus sinnvoll, die Sprintkadenz bei Bedarf für längere Zeiträume anzupassen, aber das ist noch nicht alles. Auch die überprüfbaren Inkremente können sich verschieben. Ja, Software-Teams neigen dazu, mit einem brauchbaren Produkt zu enden, aber Hardware-Entwickler können dies in Richtung auf etwas Überschaubares ändern, z. B. ein überprüfbares Inkrement der Arbeit, das am Ende jedes Sprints validiert wird. Durch diese drei Anpassungen verschieben sich die Erwartungen, und der Druck, so schnell wie Software-Teams zu arbeiten, lässt drastisch nach.
Agil und Cloud: Harmonische Partner
Abschließend ging Eppinger auf die Kombination von agiler Produktentwicklung und Cloud Computing ein. Er betonte, dass diese beiden Konzepte zwar nicht direkt miteinander verbunden sind, aber zusammen bemerkenswerte Vorteile bringen. Für Teams, die Cloud-native Lösungen wie Onshape oder Arena verwenden, ist es beispielsweise einfacher, sich in einer verteilten Umgebung zu koordinieren und zusammenzuarbeiten, in der das Team nicht direkt im selben logistischen Raum zusammenarbeitet.
Darüber hinaus sind diese Tools jedoch so konzipiert, dass sie das Risiko der Dateiduplizierung verringern, das während des Produktentwicklungsprozesses zu erheblichen Kopfschmerzen und Verzögerungen führen kann. Eppinger empfahl Unternehmen, die ernsthaft über die Einführung agiler Methoden nachdenken, Cloud- und SaaS-Tools in Betracht zu ziehen, da ihre dezentrale Architektur und die Schnittstellen für die Zusammenarbeit mehrerer Benutzer eine schnellere und dennoch stabile Zusammenarbeit erleichtern.
Agile beginnt mit einem einzigen Schritt
Am Ende seines Vortrags fasste Eppinger seine wichtigsten Erkenntnisse zusammen und erinnerte seine Zuhörer an eines: Die Unternehmen tun dies jetzt. Agile wird im Hardwarebereich nicht mehr so abgetan, wie es noch vor 10 Jahren der Fall gewesen wäre. Fertigungsunternehmen sehen bereits die Vorteile, die sich aus der Umstellung und der Nutzung agiler Produktentwicklungsmethoden ergeben.
Diejenigen, die Agile und seine Anwendungen in Betracht ziehen, rief Eppinger zum Handeln auf. Die Reise, so sagte er seinen Zuhörern, beginnt mit einem einzigen Schritt, und es ist unwahrscheinlich, dass der Übergang sofort perfekt ist. Es mag sich unangenehm oder ungewöhnlich anfühlen, aber das ist Teil des Prozesses. Ein sinnvoller Wandel ist genau das: Er stellt bestimmte Traditionen auf den Kopf und ersetzt sie durch neue, bessere Praktiken. Eppinger hoffte, dass seine Zuhörer die Ergebnisse der Anwendung von Agile schätzen würden, anstatt sich auf die beängstigende Neuheit zu konzentrieren.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in Eppingers kürzlich erschienenem Whitepaper "Transitioning to Agile Development: How to Develop Hardware like Software", das er gemeinsam mit Jon Hirschtick von PTC verfasst hat. Er hob ausdrücklich die abschließenden Abschnitte hervor, in denen ein Anfängeransatz für die agile Entwicklung skizziert wird, und sagte, er hoffe, dass es denjenigen Gruppen, die den Sprung in die Innovation und einen effizienteren Weg zur Hardwareentwicklung wagen wollen, Vertrauen und Klarheit verschaffe.
"Ich glaube wirklich, dass wir an der Schwelle zu einer enormen Verbreitung von Agile über Software hinaus stehen", sagte er. "Ich glaube, dass es einen Unterschied in Ihren Prozessen, in Ihrem Output und im Leben Ihrer Kunden machen wird - meine Botschaft an Sie ist also folgende: Lernen Sie es kennen, probieren Sie es aus, aber bleiben Sie auf Kurs ... das kann eine spannende Reise sein, also versuchen Sie es."
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