Inzwischen vertrauen drei Millionen Anwender auf die cloudbasierte CAD/PDM-Plattform Onshape. Was steckt hinter diesem Game-Changer für die 3D-Modellierung? Jon Hirschtick, Executive Vice-President und Chief Evangelist bei PTC, gibt überraschende Einblicke.
Mr Hirschtick, die Welt ist voll von unterschiedlichen CAD-Systemen. Warum jetzt auch noch Onshape?
Wir haben Onshape erfunden, um bestimmte Probleme zu lösen, mit denen sich Anwender mit den marktüblichen dateibasierten CAD-Systemen herumschlagen. Bei meinen Besuchen haben sich Anwender immer wieder über ihre teilweise schwerwiegenden Probleme beklagt, zum Beispiel über die Inkompatibilitäten mit neu georderten Grafikkarten, weil die Treiber nicht passten. Aber die Probleme betrafen nicht nur die Hardware, auch die Software sorgte für reichlich Kopfzerbrechen, etwa beim Installieren einer neuen Version: Lizenzschlüssel, Verteilen von Lizenzschlüsseln, Sorge dafür tragen, dass die verschiedenen Anwender mit der gleichen CAD-Version arbeiten, und so weiter.
Die viel größere Problematik bei konventionellen CAD-Systemen ist jedoch, dass bei der Modellierung Hunderte oder gar Tausende von Dateien entstehen. Soll das Design mit anderen Partnern geteilt werden, muss diese Vielzahl von Dateien kopiert und versendet werden. Außerdem muss das PDM-System – oder die PDM-Systeme – die genutzten Dateiformate ein- und auschecken können.
Okay, verstanden. Auf der anderen Seite gibt es Applikationen wie Salesforce, Workday, NetSuite, Zendesk, Google Docs, die alle in der Cloud laufen und uns vormachen, wie es eigentlich gehen sollte…
Ganz genau. Mit einem cloudbasierten Ansatz wollten wir all die zuvor angesprochenen Probleme lösen. Wir wollten unbedingt, dass der Anwender nicht mehr über Hardware nachdenken muss. Onshape läuft daher auf jedem Gerät: auf Chromebook, iPad Tablet, iPhone – und jeder greift zu jedem Zeitpunkt auf die gleiche Version zu.
Ist damit auch die PDM-Problematik gelöst?
Ja. Das Problem haben wir damit gelöst, dass wir alle Daten in einer gemeinsamen Datenbank verwalten. Jeder kann in Echtzeit auf die Daten blicken. Die Systemarchitektur von Onshape unterscheidet sich ganz wesentlich von anderen.
Würden Sie Onshape als eine „Revolution“ für CAD bezeichnen?
Nun ja, zumindest bin ich davon überzeugt, dass es für eine Menge Anwender die Zukunft bedeutet. Onshape kommt genau zur rechten Zeit, eben weil sich die Arbeitsweise dramatisch verbessert. Und mit jedem Tag wächst der Wille, so zu arbeiten, wie Onshape es ermöglicht.
Über das Besondere der Systemarchitektur haben wir schon gesprochen, aber gibt es auch Ungewöhnliches im Umgang mit dem CAD-System?
Durchaus. Es sind drei Aspekte. Zum einen der besonders einfache Umgang. Das klingt nach nichts Besonderem. Aber wie gesagt, selbst größere Firmen haben Probleme, das entsprechende Hardware-Set-up für ihr CAD-System hinzubekommen.
Viele Ingenieure gehen ja nur deshalb ins Büro, weil dort ihre CAD-Workstation steht und sie nur dort ohne Probleme arbeiten können. So gesehen ist allein der Zugang zu den CAD-Modellen schon ein gewaltiges Ding. Ganz unabhängig von möglichen Kosteneinsparungen durch die Cloudanbindung. Schließlich geht ein separater PDM-Server auch ins Geld.
Der zweite Aspekt ist die wirklich umfassende Unterstützung von Kollaboration. Und das Dritte sind unsere speziellen CAD-Features, die unsere Anwender so lieben.
Wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist auch das Upgrade „schmerzfrei“?
Völlig richtig. Man muss sich keine Ruhepause gönnen, um sich vom letzten Upgrade zu erholen und das nächste Upgrade sorgfältig planen. Hinzu kommt, dass viele nur deswegen ein cloudbasiertes System haben wollen, weil sie keine Lust mehr haben, irgendeinen Client auf ihren Rechner herunterzuladen und zu hoffen, dass er dann auch läuft.
Gibt es etwas Neues beim Modellierungsprozess?
Oh ja. Natürlich stellen wir großartige Modellierungswerkzeuge zur Verfügung. Wir unterstützen jetzt die sogenannte Mixed-Mode-Vernetzung und analytische Modellierung im selben Modell. Sie können also Volumen- oder Flächenmodelle aus einem generischen Designalgorithmus importieren. Darüber hinaus bieten wir jede Menge Compute-Power über die Cloud an, sodass Performanceprobleme beim Rendering oder bei der Simulation kein Thema mehr sind. Hinzu kommen die sehr schönen Techniken für die Baugruppenmodellierung. Übrigens integrieren wir derzeit einen Viewer auf Basis von PTCs Vuforia-Technologie für Augmented Reality.
Sie bringen Onshape gerne in Verbindung mit agilem Engineering. Was meinen Sie damit?
Wir stellen fest, dass unsere Kunden ihre Prozesse ändern. Insgesamt gibt es für das Verlangen nach mehr Agilität vier Gründe:
- Inzwischen entwickeln viele Betriebe nicht mehr nur rein mechanische Produkte, sondern auch mechatronische Systeme mit Embedded Software. Hierzu müssen die Anzahl und Dauer der Abstimmungsschleifen verringert werden.
- Der zweite Grund: die neue Generation Z an Mitarbeitenden. Sie stehen für eine andere Arbeitskultur, wollen viel agiler sein.
- Drittens: Die Tools dafür sind inzwischen verfügbar, eben wie Onshape.
- Viertens: Die Welt um uns herum ändert sich schneller als jemals zuvor. Folglich müssen die Änderungsprozesse optimiert werden, sodass mehr Änderungen in der gleichen Zeit möglich sind. Es findet viel mehr Entwicklung parallel in den einzelnen Disziplinen und in kleineren Schritten statt. In kurzen Zeitintervallen muss überprüfbar sein, ob die Dinge zusammenpassen oder nicht.
Werden CAD-Austauschformate unterstützt?
Ja, JT und STEP AP 242. Aber einmal ganz ehrlich: Der Import von anderen CAD-Datenformaten ist doch Teil eines größeren Problems. Die fundamentale Frage in diesem Zusammenhang ist doch: Warum brauchen wir das überhaupt noch? In Zukunft brauche ich den Partner nur per Link einzuladen, und wir können über eine Cloudanbindung gemeinsam in der gleichen Modellierungsumgebung an den CAD-Daten arbeiten.
Das leuchtet ein. Vielen Dank für das Interview!
Onshape | Cloud SaaS CAD-Lösung
Die führende Konstruktionsplattform für die Cloud, die CAD und PDM mit fortschrittlichen Kollaborations- und Analysefunktionen kombiniert
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