Wenn Roboter versagt: Eine Schule aus Minnesota lernt die wichtigste Lektion in der technischen Entwicklung

Anfang des vergangenen Jahres rollte eine Gruppe Highschool-Schüler einen Roboter in eine gute besuchte Arena in Duluth, Minnesota (USA). Sie traten mit einem Roboter, an dessen Entwicklung sie mehrere Monate gearbeitet hatten, zu dem Wettbewerb an. Sie ahnten nicht, dass ihre Maschine am Ende der ersten Runde in Trümmern auf dem Boden verteilt sein würde.

Die TopperBots sind ein FIRST Robotics Competition-Team (FRC) (offiziell Team 4230) von der Marshall School in Duluth. FRC ist ein internationaler Robotik-Wettbewerb für weiterführende Schulen, bei dem Schüler praktische Erfahrungen in der technischen Entwicklung sammeln sollen. Für das Team aus Minnesota bedeutete das 2014 leider sowohl einen technischen Erfolg als auch einen Misserfolg.

Die TopperBots waren bereits zum dritten Mal dabei und dafür, dass sie für den Bau ihrer Roboter Holz verwendeten. Und zwar so viel, dass das Team 2013 scherzhaft Marmota monax genannt wurde, der lateinische Name des Waldmurmeltiers.

“Wir bekamen diesen Spitznamen, weil unser Roboter damals aus verschiedenen Holzteilen bestand”, erzählt Paul Schonfeld, leitender Coach 2015. Und das Team blieb seinem Lieblingswerkstoff auch 2014 treu. Der Wurfarm in der ersten Wettkampfrunde im März 2014 bestand aus Sperrholz.

Und genau dieses Bauteil versagte an jenem Tag.

“Unser Roboter zerstörte sich selbst”, erzählt Schonfeld. Der Roboter der TopperBots schaffte es nicht nur nicht, den Ball am Ende der ersten Runde auch nur annähernd ins Ziel zu bringen, sondern begann auch mitten im Wettbewerb, Holzteile in die Luft zu speien.

Es gab keine Möglichkeit, den Schaden zu kleben, und da nur 45 Minuten bis zur nächsten Wettkampfrunde blieben, musste das Schülerteam entweder eine Lösung finden oder aufgeben. Die Jugendlichen erkannten, dass ein Metallarm besser funktionieren würde – doch ihnen fehlten das Material und die Werkzeuge, um einen anzufertigen.

In diesem Augenblick lernte das Team aus Duluth eine wichtige Lektion in der technischen Entwicklung: Die Wissenschaft ist kein Wettkampf. Sie beruht auf Zusammenarbeit. Das Team im angrenzenden Vorbereitungsraum, die Sir Lancer Bots aus La Crescent, Minnesota, stellte dem Team aus Duluth alles zur Verfügung, was es brauchte, um an der nächsten Runde teilnehmen zu können.

“Sie gaben uns Aluminium und einen Schraubstock, damit wir es biegen konnten. Gemeinsam schafften wir es, den Roboter rechtzeitig fertig zu haben”, berichtet Schonfeld.

Sie können sich das Drama im folgenden Video ansehen. In der ersten Runde ist der Roboter der TopperBots blau. Ab etwa 30 Sekunden sieht man die ersten Teile fliegen. In der zweiten Runde ist die Maschine der TopperBots rot und der Wurfarm aus Aluminium funktioniert perfekt und wirft den Ball ins Ziel.

Schreckte das Versagen bei dem Wettbewerb die Schüler von der weiteren Teilnahme am FIRST-Programm der Marshall School ab? Nicht im geringsten. Laut Schonfeld lernte das Team aus der Erfahrung und beschloss, 2015 nicht mehr als “Anfängerteam” anzutreten.

Mithilfe von Sponsoren (darunter eine Spende in Höhe von 1.000 USD von PTC) kaufte es eine Handfräse und verschiedene Ersatzteile. Außerdem rüstete es seine Computersysteme auf, um die Performance seiner CAD-Software (PTC Creo) zu verbessern.

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Der leitende Mentor Paul Johnston spricht über Antriebssysteme von VEX Robotics

Anschließend machte das Team Werbung innerhalb der Schule und lud alle ein, mitzumachen. Bis Januar 2015 waren die TopperBots von 8 auf 20 feste Mitglieder angewachsen. Das heißt, dass mittlerweile jeder 12. Schüler der Marshall School im Robotik-Team mitmacht!

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der TopperBots 2015: Kim Kosmatka

Und das Beste: Viele der jüngeren Teammitglieder hatten bereits an der FIRST Tech Challenge (FTC) teilgenommen, einem Robotik-Wettbewerb für jüngere Schüler.

“Die Neuzugänge kannten sich bereits mit PTC Creo aus”, erzählt Schonfeld. “Während wir letztes Jahr nur die Basis mit der Software erstellen konnten, verfügen wir dieses Jahr über die Geräte und das Knowhow, um den Roboter komplett damit zu modellieren.”

Damit kommen wir zum Höhepunkt der Geschichte der TopperBots. Mit all diesen neuen Ressourcen ist Schonfeld zuversichtlich, den Wettbewerb 2015 gewinnen zu können. Und so hat er bereits ein höheres Ziel ins Auge gefasst.

“Wir möchten das Team sein, das den anderen hilft, wenn ihre Roboter ausfallen”, meint er. “Wir möchten wie die Lancer Bots sein.”


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