Die digitale Arbeitswelt: Vision oder Realität?
Verfasst von: René Zölfl
10/27/2020 Lesezeit : 8 min

Die Medizintechnik steht vor einer der größten technologischen Veränderungen der letzten Jahrzehnte. Digitale Technologien, wie Künstliche Intelligenz (KI) und Augmented Reality (AR), entwickeln sich rasant und versprechen großes Potenzial in der Gesundheitsversorgung der Zukunft. Darüber hinaus ermöglicht die Miniaturisierung von Medizinprodukten eine nie dagewesene Leistungsfähigkeit von beispielsweise Implantaten. Es bleibt die Frage, welche Rolle der Mensch in der Entwicklung der Medizintechnik von Morgen spielt? Und ist die digitale Arbeitswelt (Digital Workforce) nicht bereits Realität?

Augmented Reality - Die Zukunft der digitalen Arbeit

Augmented Reality (AR) bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen für Organisationen, die Anwendungen in großem Maßstab einsetzen wollen. Die Schaffung von überzeugenden Erlebnissen für das Unternehmen ist bisher schwierig gewesen, was die Reichweite dessen, wie viel und was eingesetzt werden kann, einschränkt. Trotz dieser Herausforderungen erforschen Unternehmen weiterhin die neuen Möglichkeiten und den Wert, den AR bieten kann, um den Service, den Betrieb, die Entwicklung und die Fertigung zu verbessern. Die Kluft bei den Fertigungskompetenzen wird jedoch immer größer. Nahezu 58% der Fachkräfte in der Produktion und Fertigung werden sich in 1-2 Jahren in den Ruhestand verabschieden (Society for Human Resource Management). Gleichzeitig geht der Trend im Zuge der personalisierten Medizin(technik) zur Losgröße 1, was die Produktkomplexität schon jetzt steigert. Um mit wachsenden Kundenansprüchen Schritt halten zu können, werden sich auch Fertigungsprozesse nachhaltig verändern.

Wie passt jedoch eine steigende Produkt-und Prozesskomplexität zu einer rapide sinkenden Verfügbarkeit von Fachkräften? Insbesondere im Zusammenhang mit lebenskritischen Medizinprodukten. Düstere Aussichten für eine Branche, die wie kaum eine andere dermaßen vom Fortschritt digitaler Technologien profitieren kann.

Zusammenarbeit im Jahre 2020 – Ein Perspektivwechsel

Gerade die Coronavirus-Krise des Jahres 2020 verändert unsere Arbeitsweise. Reiseverbote, Abriegelungen und eine Politik der sozialen Distanzierung haben die Geschäfte weltweit beeinflusst und zwingen die Unternehmen, neue Wege der Zusammenarbeit zu finden. Der Trend zu einer stärker verteilten, mobileren und agileren Belegschaft war bereits unverkennbar, aber die Krise hat diesen Wandel für Arbeitnehmer, die in der virtuellen Welt zurechtkommen wollen, dramatisch beschleunigt. Aber vielleicht ist die wirkliche Neuigkeit, die aus der Krise hervorgeht, dass alle Mitarbeiter, auch jene, die an vorderster Front tätig sind, zum ersten Mal auf sinnvolle Weise an der digitalen Transformation teilnimmt. 

Wir bewegen uns mittlerweile in einer neuen Normalität, die sowohl die erläuterten Trends als auch neue Richtlinien wie Social Distancing vereint. Alle Augen sind auf die Medizintechnik-Branche gerichtet. Im Mittelpunkt stehen dabei aktuell termingerechte Lieferungen lebensnotwendiger Medizinprodukte und die reibungslose Aufrechterhaltung von Geschäftsprozessen wie dem Kundenservice. Und wieder sieht der Arbeitnehmer eine schwerwiegende Verantwortung auf seinen Schultern lasten.
Warum also nicht Potenziale und Anforderungen miteinander verbinden?

Gerade die COVID-19-Krise hat einmal mehr verdeutlicht, dass Technologien wie Augmented Reality (AR) dem Menschen in der Bewältigung von industriespezifischen Herausforderungen eine große Stütze sein können.

Von Fernwartung über Training bis hin zum Wissenstransfer: Augmented Reality im Einsatz

Eine Krankenpflegerin steht in der Klinik vor einem defekten Beatmungsgerät und telefoniert mit einem Experten des Geräteherstellers. Der entscheidende Unterschied: Statt eines normalen Telefons hält Sie ein Smartphone oder Tablet in der Hand und lässt sich live mithilfe von Vuforia Chalk erklären wie sich das Problem beheben lässt. Ein Bild, was nicht nur in Zeiten von COVID-19 zum Alltag werden kann. Die Verwendung des Internet of Things (IoT) zu Fernwartungszwecken ist in der Medizintechnik-Branche bereits ein gängiger Anwendungsfall. Dank AR eröffnet sich hier eine neue Form der virtuellen Zusammenarbeit zwischen Kollegen, Experten und Kunden, die nicht länger ein physisches Zusammenkommen erfordert.

Der Blick in die Produktionshallen des Medizingeräteherstellers zeigt Mitarbeiter mit AR-Brillen. Die Herstellung von komplexeren, erklärungsbedürftigen Medizinprodukten erfordert neue Ansätze um Fachkräften der Zukunft die Arbeitsschritte auf intuitive Art und Weise zu vermitteln. AR wird bereits heute zu Trainingszwecken eingesetzt. Der Laborgerätehersteller Sysmex konnte so beispielsweise die First-Time-Fix-Rate deutlich steigern.

Virtuelle Schritt-für-Schritt-Arbeitsanweisungen tragen zu einer verbesserten Prozess- und Arbeitssicherheit bei. Typischen Fehlerquellen oder möglicherweise entstehenden Missverständnissen in Bezug auf papierbasierte Montageanleitungen wird vorgebeugt. Zudem werden Effizienzsteigerungen unterstützt, da sich Mitarbeiter stärker auf die Umsetzung der Arbeitsschritte fokussieren können.

Vuforia Expert Capture im Einsatz

Nebenan hat der langjährige Produktionsleiter seinen vorletzten Arbeitstag. In den letzten Jahren konnte er seine Prozessschritte basierend auf seiner Erfahrung stetig optimieren. Mithilfe eines AR Headsets und Vuforia Expert Capture ist er dabei, kurze Videos mit Anleitungen für seine Teamkollegen zusammenzustellen. Bezugnehmend auf den eingangs erwähnten Fachkräftemangel, bietet AR die Möglichkeit, den Wissenserhalt und -transfer im Unternehmen nachhaltig zu unterstützen. Prozessverbesserungen und Standardisierungen sollen schließlich für die Nachwelt erhalten bleiben.

Eine Technologie mit dem Menschen im Mittelpunkt

So bietet AR auch über die Krise hinaus einen direkten Mehrwert für die Erreichung strategischer Unternehmensziele. Bei kaum einer anderen Technologie steht der Mensch und dessen Unterstützung dermaßen im Mittelpunkt. Während Ansprüche an den Mitarbeiter 4.0 stetig steigen, geben innovative Medizintechnikhersteller schon heute diesem neue Werkzeuge an die Hand, um erfolgreich zu sein. Die Auswirkungen schlagen sich damit nicht nur in Form von Effizienzsteigerungen nieder, sondern beeinflussen darüber hinaus Mitarbeiterzufriedenheit, die Attraktivität für neue Mitarbeiter und die Erfüllung im Arbeitsalltag.

Die Sicherung einer konstanten, hohen Produktqualität ist eine Priorität für jeden Medizingerätehersteller. Die Medizintechnik ist jedoch eine Branche, die bis dato stark von papierbasierten Prozessabläufen geprägt ist. Ausgerechnet hier liegen dabei vermeidbare Fehlerquellen. Neben der Reduzierung von Kosten für einen möglichen Produktausschuss wird mithilfe von AR die Sicherheit und Compliance von Prozessen gestärkt.

Über herstellerinterne Anwendungsfälle hinaus, wird auch die Kundenbeziehung durch derartige neue Technologien nachhaltig verändert. Was in Form von Telemedizin im Verhältnis zwischen Patient und Arzt Schritt für Schritt Normalität wird, kann auch zwischen Hersteller und Kunde Mehrwert leisten.
Ob Kunde hier als Arzt oder Klinikpersonal verstanden wird oder sich auf den Endanwender zuhause bezieht, der Unterstützung für die Benutzung eines Inhalators benötigt, ist dabei unerheblich.
Der Kundenservice der Zukunft geht weit darüber hinaus, dem Anwender ein funktionsfähiges Produkt auszuliefern. Zusatzleistungen wie virtuelle Gebrauchsanleitungen oder AR-Telefonate werden immer gefragter.

Augmented Reality zum Greifen nah

Was vor wenigen Jahren noch als futuristische Szenarien angesehen wurde, entwickelt sich unter anderem auf Grund oder dank COVID-19 zur Realität. Eine skalierbare AR-Plattform, die mit den Anforderungen von Mitarbeitern und Kunden wächst, wird ein wichtiger zukünftiger Begleiter für Medizintechnikhersteller sein.

AR unterstützt Mitarbeiter und Betriebsabläufe

Der Einstieg in die erste eigene AR Experience ist dabei mit PTC’s führender AR Lösung Vuforia so simpel wie schnell. Es ist zu empfehlen, mit der Definition eines Anwendungsfalls zu starten. Um sicherzustellen, dass es sich um den richtigen Anwendungsfall handelt, sollte im ersten Schritt ein konkreter Bedarf aufgedeckt sein. Hinzu kommt die Ausarbeitung von messbaren KPIs, die für eine abschließende Erfolgsbetrachtung von zentraler Bedeutung sind.

Basierend auf unserer langjährigen Technologie- und Projekterfahrung geben wir unseren Kunden ein bewährtes Technik- und Rahmenkonstrukt an die Hand. Die Erstellung einer AR Experience gelingt schließlich (fast) ohne Programmierkenntnisse in einer intuitiven Drag-and-Drop-Umgebung.

Zu guter Letzt kommt es darauf an, die AR Experience im Praxistest auf Nutzen und Anwenderfreundlichkeit zu prüfen. Im täglichen Einsatz wird Optimierungsbedarf direkt sichtbar und schnell umsetzbar.

Sie haben noch nie AR in Aktion erlebt oder sind neugierig wie solch eine AR Experience aussehen kann? 

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Tags: Maschinen- und Anlagenbau Augmented Reality Vernetzte Geräte Digitale Transformation
Der Autor René Zölfl

René Zölfl unterstützt Unternehmen in der digitalen Transformation seit Beginn seiner beruflichen Laufbahn. Seit 2010 arbeitet er bei PTC in Unterschleißheim bei München und berät als Business Development Director Unternehmen in der Life Sciences-Branche. Als Certified Professional for Medical Software (CPMS) verfügt er über fundiertes Wissen zu Anforderungen und Herausforderungen in diesem spezifischen Markt.